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Maria Magdalena, eine Jüngerin Jesu

Wer war die Namensgeberin unserer Kirche?

Maria Magdalena ist eine Person aus dem Neuen Testament, die auch außerbiblisch belegt ist.

Die historische Maria aus dem galiläischen Ort Magdala am Westufer des Sees Gennesaret war Jüdin im Palästina der Zeitenwende, Anhängerin Jesu und Zeugin der Osterereignisse.

Maria aus Magdala als Jüngerin

In den neutestamentlichen Evangelien ist die Gruppe der mathetai, auf Deutsch meist mit „Jünger“ übersetzt, keine reine Männergruppe und nicht identisch mit der Gruppe der „Zwölf“. In der neueren Forschung gibt es einen wachsenden Konsens, dass Frauen wie Männer zur Jesusbewegung gehörten.

Fragt man nun nach den Namen dieser Jüngerinnen Jesu, so stößt man in den synoptischen Evangelien auf mehrere Listen mit Frauennamen, an erster Stelle steht dort regelmäßig „Maria aus Magdala“. Daraus lässt sich schließen, dass sie die wichtigste der Jüngerinnen Jesu gewesen ist.

Nach Lk 8,2 gehört Maria aus Magdala zu denjenigen, die Jesus von „bösen Geistern und Krankheiten“ geheilt hat, wobei die aus Maria ausgefahrenen „sieben Dämonen“ die Schwere ihrer Erkrankung unterstreichen. 

Maria aus Magdala als Osterzeugin

1. Die Gruppe der Frauen bei der Kreuzigung

In den beiden  Listen der Kreuzigungszeuginnen in Mk 15,40-41 und Mt 27,55-56 wird der Name „Maria aus Magdala“ jeweils an erster Stelle und erstmalig in den betreffenden Evangelien genannt (die anderen Namen sind bis auf den einer weiteren Maria wenig stabil). Maria aus Magdala und andere Frauen sind Zeuginnen der Kreuzigung, sie beobachten das Geschehen aus der Distanz und sind mutig genug, dabei ihr eigenes Leben zu riskieren.

Die Kreuzigung war die römische Todesstrafe für politische Aufrührer, wer zu offensichtlich mit diesen sympathisierte, riskierte dasselbe Schicksal; auch Frauen wurden gekreuzigt, ihre Anwesenheit bedeutet also auch für sie ein hohes Risiko.

2. Maria Magdalena und die Frauen am Grab

Im Anschluss an die Kreuzigung berichten die vier Evangelien übereinstimmend von der Grablegung Jesu in einem Felsgrab (vgl. Mk 15,42-47; Mt 27,57-61; Lk 23,50-55; Lk 19,38-42). Die drei syn Evangelien notieren dabei die Anwesenheit der Frauen. Bei Mk und Mt wird Maria aus Magdala wieder zuerst genannt, Lk erwähnt auch hier keine Namen, sondern redet allgemein von Frauen, die mit Jesus zusammen aus Galiläa gekommen waren.

Während in den anderen Evangelien noch Begegnungen mit dem Auferstandenen folgen, endet bei Mk der ursprüngliche Text des Evangeliums mit Mk 16,1-8. Dort wird zunächst berichtet, dass Maria aus Magdala und zwei weitere Frauen Salböle einkaufen gehen – was sie als Jüdinnen in einem jüdischen Kontext dann tun, wenn die Geschäfte nach Ende des Sabbats wieder geöffnet haben, d.h. am Samstagabend nach Einbruch der Dunkelheit. Als es wieder hell wird, also am Morgen des Sonntags, gehen sie zur Grabstätte, wo sie zu ihrer Überraschung den Leichnam Jesu nicht mehr vorfinden. Im Grab sehen sie einen weißgekleideten Jüngling, der ihnen Jesu Auferweckung verkündigt und sie beauftragt, Petrus und den anderen zu sagen, dass sie Jesus in Galiläa wieder sehen werden. Nach dem ursprünglichen Schluss des Mk führen die Frauen diesen Auftrag allerdings nicht aus, sondern fliehen und schweigen, da sie sich fürchten.

Nach Mt 28,8 erfüllen Maria aus Magdala und die anderen Frauen ihren Verkündigungsauftrag; es folgen die Erzählungen von den Erscheinungen des Auferstandenen, zuerst vor Maria aus Magdala und einer anderen Maria (vgl. Mt 28,9f). 

3. Begegnungen mit dem Auferstandenen

Nach Joh 20,11-18 ist Maria aus Magdala die erste, die eine Begegnung mit dem auferstandenen Jesus erfährt: Nachdem Petrus und der Lieblingsjünger von der Szene abgetreten sind, befindet sich in Joh 20,11 Maria aus Magdala wieder allein am Grab. Sie sieht zwei → Engel im Grab, die sie fragen, warum sie weine. Im Anschluss an Marias Antwort in Joh 20,13 verkündigen aber nun nicht die Engel die Auferstehungsbotschaft, sondern Jesus tritt selbst auf; zunächst, ohne dass Maria ihn erkennt – sie hält ihn für den Gärtner (Joh 20,14-15). Maria erkennt Jesus erst, als er sie bei ihrem Namen ruft, und antwortet ihm mit „Rabbuni!“ („mein → Rabbi“).

Nach Joh 20,18 führt Maria den erhaltenen Verkündigungsauftrag aus: Sie sagt den anderen: „Ich habe den Kyrios gesehen“, und verwendet damit eine Formulierung, die Paulus gebraucht, um sein Apostel-Sein zu legitimieren (vgl. 1Kor 9,1). Im paulinischen Sinne ist Maria aus Magdala nach Joh 20,18 also Apostelin.

Maria aus Magdala nach Ostern

Der einzige neutestamentliche Hinweis auf den Verbleib Marias nach Ostern findet sich in Apg 1,14. Im Anschluss an eine Liste der männlichen Jünger Jesu (vgl. Apg 1,13) ist die Rede davon, dass sich „die Frauen“ mit diesen zusammen in einem Obergemach in Jerusalem aufhalten. Die Nennung der Frauen in Apg 1,14 knüpft an die „Frauen“ aus dem Erzählfaden des Lk an (vgl. Lk 23,49; Lk 23,55 [ohne Namensnennungen]; Lk 8,2-3; Lk 24,10 [Maria jeweils an erster Stelle]). Auch in Apg 1,14 dürfte also bei den „Frauen“ zunächst und vor allem an Maria aus Magdala zu denken sein, auch wenn ihr Name an dieser Stelle nicht genannt ist.

Über das weitere Leben und auch über den Tod Marias gibt es keine Informationen im Neuen Testament; die spätere Legendenbildung setzt an dieser „Leerstelle“ an.

Legendenbildung

Das frühchristliche Bild der Maria aus Magdala wurde in der westeuropäischen Kunst-, Kultur-, und Literaturgeschichte etwa ab dem 4. Jh. n.Chr. von einem anderen ergänzt und schließlich überlagert: Die typische Darstellung von Maria Magdalena als reuiger und büßender Sünderin (oft mit langen offenen Haaren), etablierte sich, verbreitet vor allem durch Gregor den Großen (um 600 n.Chr.).

Diese Darstellung beruht vor allem auf einer Identifikation dreier neutestamentlicher Frauengestalten, die zu einer Einheitsgestalt vereinigt wurden, es handelt sich um folgende:

1. Die tatsächliche Maria aus Magdala, der nach Lk 8,1-3 sieben Dämonen ausgetrieben wurden, die also eine „schwierige“ Vergangenheit hatte.

2. Eine namenlose „Sünderin“, die in Lk 7,36-50 Jesus die Füße wäscht, sie mit ihren Haaren trocknet und anschließend salbt. 

3. Maria aus Bethanien, Schwester von Martha und Lazarus (vgl. die Salbungsgeschichte in Joh 12,1-8). Eine kombinierende Lektüre der Geschichten führt zu „Maria“ als Namen der anonymen salbenden Sünderin.